Vielen Singles mit erwachsenen Kindern ist dieses Szenario geläufig: Sie verkünden, endlich wieder jemanden kennengelernt zu haben, und Ihre Kinder reagieren mit Entsetzen. Haben Sie es mit Angst, Eifersucht oder berechtigter Sorge zu tun? Und wie gehen Sie mit den Bedenken Ihrer Kinder um, ohne auf eine liebevolle Partnerschaft verzichten zu müssen?
Kinder aufzuziehen ist eine Herausforderung. Haben Sie es als Eltern jedoch geschafft, die Trotzphase und die Pubertät zu überstehen, werden Sie in den meisten Fällen mit einem entspannten, liebevollen Verhältnis belohnt. Oft wird aus einer Eltern-Kind-Beziehung im Laufe der Jahre eine Freundschaft auf Augenhöhe. Erwachsene Kinder können jedoch auch eine neue Konfliktsituation heraufbeschwören, wenn sie versuchen, das Verhältnis umzukehren und sich in die Entscheidungen der Eltern einzumischen. Dieses Verhalten tritt besonders dann auf, wenn ein neuer Partner ins Spiel kommt.
Der folgende Ratgeber hilft Eltern erwachsener Kinder, deren Bedenken besser nachzuvollziehen und das Bedürfnis nach partnerschaftlicher Nähe mit der eigenen Elternschaft zu vereinen.
Verstehen Sie die Bedenken Ihrer Kinder
Wenn Sie bei Ihren erwachsenen Kindern auf Missbilligung treffen, sobald Sie von Ihrem neuen Partner berichten, setzen Sie sich damit auseinander, woher die Besorgnis Ihrer Kinder kommt:
a) Der Gedanke, dass Sie mit jemand anderem als ihrem Vater/ihrer Mutter glücklich sein könnten, schmerzt Ihre Kinder
Vielleicht haben Sie Ihren Partner an eine Krankheit verloren oder Ihre Ehe wurde geschieden. Für Ihre Kinder ist der Gedanke schmerzhaft, dass Sie sich nicht mehr an Ihren ehemaligen Partner gebunden fühlen und über eine neue Beziehung nachdenken. Es ist normal, die Beziehung der eigenen Eltern zu idealisieren, daher lehnen sich Kinder oft gegen das „Ersetzen“ des Vaters bzw. der Mutter durch eine andere Person auf. Häufig nehmen erwachsenen Kinder es hin, wenn die eigenen Eltern eine neue Partnerschaft eingehen, reagieren aber mit Empörung, wenn das Thema Heirat ins Spiel kommt. Es erscheint vielen erwachsenen Kindern akzeptabel, dass die Eltern ihre Freizeit mit einem neuen Partner verbringen. Eine Hochzeit wird jedoch als die offizielle Ersetzung eines geliebten Elternteils empfunden.
Ihre Kinder werden Ihnen nicht sagen, dass sie die Tatsache schmerzt, Sie könnten sich zu einer Person hingezogen fühlen, die nicht Vater bzw. Mutter ist. Der Unwille Ihrer Kinder wird sich jedoch darin ausdrücken, dass sie Vorbehalte gegen Ihren neuen Partner haben und verärgert oder mürrisch reagieren, wenn Sie das Gespräch auf gemeinsame Erlebnisse bringen.
Abhilfe für dieses Problem schaffen Sie mit einem aufrichtigen Gespräch über Ihre Bedürfnisse. Denn so seltsam dies auch anmuten mag: Viele erwachsene Kinder nehmen ihre Eltern nicht als Menschen wie sich selbst wahr und gestehen ihnen daher natürliche Bedürfnissen nach Nähe, Liebe und Sexualität nicht zu.
Machen Sie deutlich, dass Ihnen die Liebe Ihrer Kinder viel bedeutet, dass sie aber kein Ersatz für die Liebe eines Partners ist. Erklären Sie, dass Sie – wie Ihre Kinder auch – Bedürfnisse nach Nähe und Zärtlichkeit haben, die nur in einem partnerschaftlichen Verhältnis befriedigt werden können. Auf diese Weise helfen Sie Ihren Kindern zu verstehen, dass Sie nicht nur Vater bzw. Mutter, sondern auch Mensch sind.
b) Sie wurden in einer früheren Beziehung schlecht behandelt oder ausgenutzt
Sollten Sie in früheren Beziehungen respektlos behandelt und ausgenutzt worden sein, reagieren Ihre Kinder mit Sorge, sobald Sie einen neuen Namen ins Spiel bringen. Die Einmischung Ihrer Kinder mag Ihnen aufdringlich erscheinen, Sie könne sie sich aber auch zunutze machen – schließlich wollen Sie selbst ja auch kein weiteres Beziehungsfiasko erleben.
Die Formen von Respektlosigkeit in einer Beziehung reichen von körperlicher und emotionaler Misshandlung über seelische Kälte bis hin zu sexuellem oder finanziellem Betrug. Teilen Sie Ihren Kindern mit, dass Sie ihre Sorge zu schätzen wissen, jedoch selbst bestimmen möchten, wie weit ihre Einmischung geht. Gestehen Sie Ihren Kindern zu, Ihren neuen Partner kennenzulernen. Im Anschluss an das Treffen können Ihre Kinder und Sie Ihre Eindrücke vergleichen. Zwar fällen Sie selbst die finale Entscheidung darüber, mit wem Sie zusammen sind, aber Ihre Kinder können Sie dabei unterstützen, ein objektives Bild zu gewinnen.
Selbst wenn Sie in der Vergangenheit keine schlechten Erfahrungen gemacht haben, ist die Sorge Ihrer Kinder, Sie könnten einem Betrüger zum Opfer fallen, nicht unberechtigt. Zu Vorsicht in einer frischen Beziehung ist durchaus zu raten, besonders wenn Sie Ihren neuen Partner erst seit kurzer Zeit kennen. Weisen Sie die Bedenken Ihrer Kinder also nicht unbesehen von der Hand, sondern seien Sie aufmerksam und setzen Sie sich mit eventuellen Ungereimtheiten in Ihrer Beziehung auseinander. Auf diese Weise gehen Sie nicht nur auf Nummer Sicher, sondern entkräften auch die Furcht Ihrer Kinder, Sie könnten jedem Betrüger auf den Leim gehen.
c) Ihre Kinder wollen Ihnen weiteren Kummer ersparen
Eine dreijährige Beziehung, die mit dem Tod des Partners endet, mag einen 35-Jährigen vollkommen aus der Bahn werfen. Ein Mensch mit 70 wiederum mag in derselben Situation Trauer empfinden, nichtsdestotrotz aber das Gefühl haben, dass die Beziehung den Schmerz am Ende wert war. Falls Ihre Kinder in der Vergangenheit Zeuge wurden, wie Sie den Tod eines langjährigen Partners betrauerten oder unter einer schmerzhaften Scheidung litten, so wollen sie Sie vor weiteren qualvollen Erfahrungen beschützen.
Erklären Sie Ihren Kindern, dass das Alter einen Einfluss auf die Perspektive hat. Helfen Sie ihnen zu verstehen, dass Sie das Risiko des Verlusts in Kauf nehmen für die Liebe und Nähe, die Sie in einer Partnerschaft erfahren.
Lassen Sie sich nicht unterkriegen und genießen Sie die Zeit mit Ihrem neuen Partner
Nachdem Sie sich mit den Ängsten und Vorbehalten Ihrer Kinder auseinandergesetzt und ihnen Ihre eigene Sicht der Dinge gezeigt haben, akzeptieren Sie die Reaktion Ihrer Kinder. Vielleicht bewirkt Ihre Aussprache, dass Ihre Kinder Sie in der Wahl Ihres neuen Partners unterstützen und sich für Sie freuen. Vielleicht wirkt das Lächeln Ihrer Kinder noch eine Zeit lang gezwungen, wenn das Thema auf Ihren neuen Partner kommt. Vielleicht weigern sie sich auch schlichtweg, einen neuen Menschen an Ihrer Seite zu akzeptieren. Lassen Sie sich von negativen Reaktionen nicht verunsichern und genießen Sie es stattdessen, jemanden in Ihrem Leben zu haben, der Sie begehrenswert und aufregend findet und mit dem Sie eine wundervolle Zeit verbringen. Denn genau wie Ihre Kinder haben auch Sie das Recht auf ein Liebesleben.
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