Lebenspartner vs. Lebensabschnittsgefährte – Heiraten oder nicht heiraten? Verbindlich oder unverbindlich? Bis dass der Tod uns scheidet oder bis man sich auseinander gelebt hat? Sich binden oder unabhängig bleiben? Warum wird der Lebenspartner immer häufiger nur Lebensabschnittspartner?
Rein formal liegt der Unterschied zwischen Lebenspartner und Lebensabschnittsgefährten in dem Wort „Abschnitt“. Dieses beschreibt einen zeitlich begrenzten Rahmen. Mit anderen Worten: eine Liebe auf Zeit. Benutzt man den Begriff Lebensabschnittspartner, so beschreibt er bereits die Erwartung, die an diese Beziehung gestellt wird: Der Partner wird nur für einen Abschnitt des Lebens an der Seite sein. Der Wunsch nach Dauer der Beziehung wird ausgeschlossen. – So ist jedenfalls die eigentliche Bedeutung des Wortes.
Beziehung auf Zeit
Ob ein Lebenspartner auch wirklich ein Leben lang bleibt, das weiß natürlich niemand. Die Zeit wird es zeigen. Die Wortwahl ist dennoch optimistischer und schließt eine lebenslange Partnerschaft zumindest nicht aus. Fraglich bleibt in beiden Fällen, ob die Beziehung halten wird. Die Sorge darum ist in Zeiten von hohen Scheidungsraten nicht unbegründet. Generell ist ein Trend, hin zur kurzlebigen Beziehung, zu beobachten. Dem stehen die sinkende Zahl der Eheschließungen und der Zuwachs der Singlehaushalte gegenüber, die auf ein Aussterben von lebenslangen Bindungen schließen lassen.
In guten wie in schlechten Zeiten?
Woran liegt es, dass es Liebesgeschichten, wie die unserer Großelterngeneration, die sich in ihrer Jugend kennen lernten, früh heirateten und den Schwur „Bis dass der Tod uns scheidet“ verwirklichen, nur noch Geschichten sind? Vielleicht liegen die Gründe auch darin, dass sie das Eheversprechen „In guten wie in schlechten Zeiten“ wirklich ernst nahmen und alle Höhen und Tiefen zusammen meisterten. Die moderne Beziehung zeichnet sich oft dadurch aus, dass vor den Tiefen einer Partnerschaft eher Reißaus genommen wird. Gemeinsam schwierige Zeiten der Beziehung zu überstehen, ist heute scheinbar eher die Ausnahme.
Liebe mit Haltbarkeitsdatum
Die persönliche Individualität steht im Vordergrund und danach richtet sich auch die Art der Beziehung, die man mit jemand eingeht. Der Wunsch nach einem Lebenspartner ist nach wie vor vorhanden, doch die Ansprüche an eine Beziehung sind heute sehr viel höher als in den letzten Dekaden. Single sein wollen Wenige längerfristig, aber eine lebenslange Bindung kommt auch nicht in Frage. Es ist leichter, eine Partnerschaft zu beenden und jemanden Neues zu finden, der gerade besser in die momentane Lebenssituation passt, als sich über eventuell längere Zeit mit Beziehungsproblemen auseinander zu setzen, Kompromisse einzugehen und sich selbst in seiner Freiheit einzuschränken.
No risk! No fun!
Natürlich steht am Ende der Überlegung die Frage des persönlichen Komforts im Vordergrund: Fühle ich mich wohl mit meinem Lebenspartner? Doch hierbei ist Folgendes zu bedenken:
Eine Beziehung erfordert Energie und Kompromissbereitschaft, die aufgrund der Unterschiede beider Partner investiert und eingegangen werden müssen, ohne aber die Gewissheit zu haben, dass die Partnerschaft dadurch dauerhaft bereichert wird. Geht man das Risiko einer Beziehung ein, so kann man gewinnen und verlieren. Es ist aber nicht vorhersehbar, dass man verliert. Ein Streit oder eine Auseinandersetzung muss kein Verlust sein. Konflikte können den Gewinn sogar erhöhen.
Auch wenn der Lebenspartner nur für einen Abschnitt des Lebens bleibt, ist er eine Bereicherung. Jede Beziehung hat schöne Zeiten, die Sie genießen sollten. Schwierige Phasen kann man gemeinsam überstehen, doch letztlich entscheiden Sie, wie viel Energie Sie in die Beziehung stecken können und wollen. Letztlich zählt, dass Sie sich in Ihrer Beziehung wohlfühlen.
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