Streit in der Beziehung: Warum Sie öfter mal die Fetzen fliegen lassen sollten

Streit in der Beziehung hat auch seine guten Seiten. Streiten ist gesund und belebt die Partnerschaft.

Sie sind sich mit Ihrem Partner nicht immer einig? Bei Ihnen fliegen manchmal so richtig die Fetzen? Gut so! Denn gelegentlicher Streit in der Beziehung wirkt sich durchaus positiv auf eine Partnerschaft aus.

„In einer Ehe muss man sich manchmal streiten, nur so erfährt man etwas voneinander“, stellte selbst Goethe schon im frühen 19. Jahrhundert fest und hatte damit gar nicht so unrecht. Psychologen sind sich heute einig: Streit in der Beziehung tut gut.

Streit erhöht die Qualität der Partnerschaft

Wer Probleme immer nur in sich hineinfrisst, wird auf lange Sicht immer unzufriedener. Ab und an einmal so richtig Dampf abzulassen, ist daher gut für unsere seelische Verfassung.

Obwohl diese Erkenntnis längst schon kein Geheimnis mehr ist, wird sie in vielen Partnerschaften nicht beherzigt. Aus übertriebenem Harmoniebedürfnis gehen viele Paare Konfliktsituationen am liebsten aus dem Weg und gefährden damit im schlimmsten Fall sogar ihre Beziehung. Aus einer Mücke einen Elefanten machen kann eine Gefahr für die Beziehung darstellen. Sprechen Sie Kritikpunkte lieber offen an. Das Verschweigen von Ärgernissen ist auf die Dauer Gift für jede Partnerschaft.

Auf diese Weise machen Ihr Partner und Sie einander auf Reibungspunkte in der Beziehung aufmerksam, die ansonsten vielleicht unerkannt bleiben würden. Obwohl Kritik im ersten Moment verletzend sein kann, ist sie wichtig für eine glückliche Beziehung, da sie Ihnen die Möglichkeit bietet, das Verhältnis zu Ihrem Partner zu verbessern.

Wie Goethe, sind Psychologen darüber hinaus der Ansicht, dass gelegentliche Konflikte Paaren guttun, weil sie in Streitsituationen immer wieder neue Seiten aneinander kennenlernen. Das frischt die Beziehung auf und festigt sie langfristig.

Das Austragen von Konflikten kann die Beziehungsqualität jedoch nur dann verbessern, wenn Sie einen konkreten Grund zum Streiten haben, die Auseinandersetzung richtig angehen und einige Regeln der Höflichkeit und des Respekts beachten.

Streit in der Beziehung ist gut für die Gesundheit

Gelegentliche Auseinandersetzungen halten nicht nur die Beziehung lebendig, sondern beugen sogar Krankheiten vor. Das fand ein Forscherteam1 der University of Michigan heraus. Unterdrückte Konflikte lassen im Körper das Stresshormon Cortisol ansteigen. Dies kann typische Belastungssymptome wie Magen-Darm-Beschwerden, Verspannungen und Störungen des Herz-Kreislauf-Systems auslösen sowie das Immunsystem schwächen. Streit aus dem Weg gehen kann uns also regelrecht krank machen.

Beziehungsexpertin Wiebke Neberich warnt aber davor, bei Auseinandersetzungen den Einklang der Beziehung aufs Spiel zu setzen.

„Konflikte an sich sind nicht gut oder schlecht. Es kommt auf die Art und Weise an, wie die Partner mit ihnen umgehen. Konstruktive Konfliktgespräche können die Partner näher zueinander bringen und die Intimität in der Beziehung erhöhen. Man setzt sich schließlich mit dem Partner auseinander. Sehr abträglich für die Beziehungszufriedenheit sind natürlich Konflikte, die dauerhaft nicht gelöst werden und bei denen die Partner mit Vorwürfen reagieren, anstatt zu versuchen, den Standpunkt des anderen zu verstehen.“.

Konflikte, bei denen die Kontrahenten einander mit Vorwürfen überhäufen und sich gegenseitig bewusst kränken, können ebenso zu seelischen Stresssituationen führen wie unterdrückter Ärger. Daher rät Wiebke Neberich zu offenen Aussprachen und sachlichen Diskussionen anstelle von handfesten Streitereien.

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Quellen:

1 Studienleiterin Kira Birditt, vom Institute for Social Research an der University of Michigan, hat Daten von mehr als 1.800 Erwachsenen zwischen 33 und 84 Jahren analysiert und beim jährlichen Treffen der American Psychological Society in San Diego die Ergebnisse vorgestellt. Quellen: American Psychological Society, Institute for Social Research – University of Michigan http://www.umich.edu/