Eifersucht ist ein so universelles Gefühl wie die Liebe selbst und Bestandteil fast jeder Beziehung. Doch in welchem Ausmass ist sie normal und gesund und wann verwandelt sie sich in krankhaftes Misstrauen und wird beziehungsgefährdend?
Gehören Eifersucht und Liebe zusammen?
Es ist ein kleiner stechender Schmerz in der Brust. Kennen Sie dieses Gefühl, das sich entwickelt, wenn sich Ihr Partner angeregt mit einer fremden Schönheit unterhält oder Ihre Lebensgefährtin allein mit dem neuen Kollegen um die Häuser zieht?
Eifersucht ist ganz eng mit den Gefühlen der Liebe und Zuneigung verbunden und bringt die Furcht zum Ausdruck, den geliebten Menschen zu verlieren. Wie stark dieses Gefühl ausgeprägt ist, variiert von Person zu Person. Starke Eifersucht kann sich auf verschiedenste Weise äussern: Häufig sind gesteigertes Misstrauen und Kontrollzwang die Folge.
Die Toleranzgrenze für das Ausmass der Eifersucht unseres Partners ist bei jedem unterschiedlich. Für manche ist sie ein natürliches Gefühl, die mit der Liebe einhergeht und sogar schmeichelhaft sein kann. Andere wiederum sehen sie als das Gegenteil von Vertrauen und somit den natürlichen Feind der Liebe an.
Eifersucht als Grad der Liebe?
Grosse Eifersucht bedeutet grosse Liebe? Nicht unbedingt. Oftmals ist sie nur ein Mass für die eigene Unsicherheit. Sie dürfen Ihren Partner nicht an sich ketten oder umgekehrt das Gefühl haben, an ihn gekettet zu werden. Liebe, die an Bedingungen und zweckgebunden ist, versiegt schnell.
Digitale Eifersucht
Soziale Netzwerke ermöglichen uns – ob gewollt oder ungewollt – ständig am Leben unserer Freunde teilzuhaben. Dasselbe gilt für unseren Partner: Wir sind stets auf dem Laufenden, wo er ist, was er macht und mit wem er Kontakt pflegt. Wie geht es Ihnen, wenn Sie bemerken, dass Ihr Lebensgefährte ständig mit seiner alten Schulfreundin chattet oder Ihre Partnerin am Wochenende mit Ihrem neuen Kollegen an einer Weiterbildung teilnimmt?
Soziale Netzwerke können Auslöser und Verstärker von Eifersucht sein, zu diesem Schluss kamen die kanadischen Forscher Muise, Cristofides und Desmarais.1 Durch das Internet kristallisiert sich eine neue Art des Misstrauens heraus: die „digitale Eifersucht“, die sich nur durch den medialen Kontext von jener im „wirklichen Leben“ unterscheidet.
Im Rahmen ihrer Studie untersuchten die Forscher, ob sich die Eifersucht in sozialen Netzwerken etwa über die generelle Neigung einer Person zu diesem Gefühl oder ihr Vertrauen in die Partnerschaft vorhersagen lässt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Informationen aus sozialen Netzwerken prinzipiell Eifersucht provozieren können, was dann zu einer stärkeren Überwachung des Partners führt.
Wann wird Eifersucht beziehungsgefährdend?
Wieviel Eifersucht die Partnerschaft verträgt, muss jedes Paar für sich entscheiden. Solange die kleinen Eifersüchteleien dem Partner schmeicheln, sind sie unbedenklich. Wenn die Angst vor dem Verlust des Partners jedoch eine zentrale Rolle einnimmt, kann sie zu einer grossen Belastung für die Beziehung werden.
Unter zu starker Eifersucht leiden beide Partner: Jener der ständig misstrauisch ist und den Zwang verspürt, seinem Partner hinterher zu spionieren und der Andere, der stets unter Beobachtung und Kontrolle steht. Wenn sich die Verlustangst negativ auf die Lebensqualität des Paares auswirkt, ist höchstwahrscheinlich die individuelle Toleranzgrenze überschritten.
Eine selbsterfüllende Prophezeiung
Wenn Sie unter der ständigen Kontrolle Ihres Partners stehen, werden Sie wahrscheinlich öfters zu Notlügen greifen oder Treffen mit dem andern Geschlecht verheimlichen, um Eifersuchtsdramen zu vermeiden. Ist das der Fall, besteht die Gefahr, dass die Partner immer mehr den Kontakt zueinander verlieren, beginnen sich zu entfremden und aus der Eifersucht eine selbsterfüllende Prophezeiung wird.
Wenn Sie unter starker Eifersucht leiden, fragen Sie sich, woher diese Verlustängste kommen. Oftmals liegt dem Symptom nämlich eine andere Problematik zu Grunde wie etwa mangelndes Selbstwertgefühl, die Vernachlässigung der eigenen Interessen oder in früheren Beziehungen erlebte Enttäuschungen.
Falls die Eifersucht in Ihrer Beziehung überhandnimmt, fassen Sie sich ein Herz und sprechen Sie offen über Ihre Befürchtungen. Ein klärendes Gespräch kann Wunder bewirken und Ihnen oder Ihrem Partner helfen, besser mit den Verlustängsten umzugehen.
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Quellen:
1Muise, A., Christofides, E. & Desmarais, S. (2009). More Information than You Ever Wanted: Does Facebook Bring Out the Green-Eyed Monster of Jealousy? CyberPsychology & Behavior, 12, 441-444, publisched in Journal of Business and Media Psychologie: http://journal-bmp.de/?p=226