Das Ende von Promi-Beziehungen ist ein beliebtes Thema der Lifestyle-Presse. Doch selten erklären echte Profis, warum die Liebe zwischen Stars so zerbrechlich ist. Deshalb haben wir Dr. Clemens von Saldern, einen professionellen Paarberater, gebeten, uns die Schwierigkeiten von Promi-Beziehungen zu erklären.
eDarling: Für welche psychischen Probleme sind Prominente anfälliger als Menschen abseits des Rampenlichts?
Dr. Clemens von Saldern: Psychische Probleme ist ein grosser Begriff, aber das Rampenlicht, also die dauerhafte Aufmerksamkeit seitens der Gesellschaft, lässt kaum einen Menschen unberührt und führt somit bei den Betroffenen auch meist zu entsprechenden Anpassungen. Wer unter allgemeiner Beobachtung steht, sieht sich auch einem erheblichen Leistungsdruck ausgesetzt, der in Stress und Burnout münden kann. Lässt sich zugleich das Niveau der Leistung unter Umständen auf Dauer nicht halten, so wird die gesellschaftliche Anerkennung und Aufmerksamkeit erbarmungslos auch wieder entzogen. Das wiederum hat erhebliche Belastungen von Seele und Paarbeziehung zur Folge, wie wir in unserer Praxis sehr regelmässig beobachten. Während sich grundsätzlich jeder Mensch nach Anerkennung sehnt, kommt bei herausragenden Persönlichkeiten oft auch das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit hinzu. Im Laufe der Bekanntheitsphase wird einem Prominenten Anerkennung und Aufmerksamkeit im Übermass zuteil – umso schmerzhafter kann der spätere Entzug erlebt werden, wenn dieser als vermeintliche Bedeutungslosigkeit wahrgenommen wird.
Hinzu kommt die Erwartungshaltung, die entsteht, wenn in Prominente möglicherweise zusätzliche, heilsbringende Fähigkeiten hineininterpretiert werden, die diese unter Umständen gar nicht besitzen oder besitzen mögen. Zur Erklärung: Vor den Massenmedien waren meist nur Könige, religiöse Führer oder Feldherren überregional bekannt. Von Mund zu Mund weitergetragen wurden mit ihren Namen Fertigkeiten, Macht und Einfluss verbunden, die den Menschen persönliche Vorteile und Glück zu verheissen schienen. Deshalb wurde zu ihnen aufgesehen. Wer heute als Sportler, Schauspieler oder Musiker auf rotem Teppich ein Blitzlichtgewitter erfährt und sich verständlicherweise gehuldigt fühlt, sieht über die Verehrung hinaus bisweilen auch eine Bürde darin, die implizit an ihn gerichteten, abstrakten Erwartungen an Heil und Freude erfüllen zu müssen – weil auch ihm unbewusst Macht zugesprochen wurde. Dies kann zu Ohnmachts-Gefühlen, Melancholie und depressiven Verstimmungen führen. Prominente wollen in der Regel gerne glücklich oder stolz machen – nicht aber unbedingt die Welt retten müssen.
Derweil die Vorteile von Ruhm offensichtlich sind und neben Anerkennung auch offene Türen, Privilegien und oftmals sogar Wohlstand zum Resultat haben, so gibt es auf der anderen Seite naturgemäss auch schwierigere Aspekte. Innere Anteile wie Eitelkeit, Egozentrik und Narzissmus können mehr Raum erhalten, sich entwickeln und das Auftreten entsprechend verändern, was die Partner womöglich zu spüren bekommen. Zudem kann Prominenz auch durchaus Misstrauen erzeugen, weil Speichellecker leicht auf den Plan gerufen werden. Prominente können nie sicher sein, ob anstatt Zuneigung nicht doch eher persönliche Vorteilnahme ihrer Bekannten im Vordergrund steht.
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Wie wirkt sich Ruhm auf eine Beziehung aus?
Eine Beziehung kann vom Ruhm profitieren wie auch unter ihm leiden. Wenn nur einer der beiden Partner berühmt wird ist oftmals eine Dysbalance zu erwarten. Bei unseren Klienten erleben wir, wie sehr Spitzenpolitiker oder Schauspieler in ihrer Partnerschaft herausgefordert werden. Eine weitverbreitete Klage ist die über mangelnde Unterstützung seitens des prominenten Partners. Wenn nämlich zum Beispiel Kinder vorhanden sind, muss der andere häufig zurückstecken und dabei womöglich die eigene Karriere vernachlässigen. Das wird heutzutage nachvollziehbarerweise als nicht mehr zeitgemäss und schmerzhaft empfunden. Wenn infolgedessen der unbekannte Partner darüber hinaus beginnt, unwillkürlich Minderwertigkeitsempfindungen zu entwickeln schreitet der Verlust der Intimität weiter voran.
Eine intakte Beziehung ist abhängig von der gemeinsamen Weiterentwicklung beider Partner. Wenn nur einer von beiden sich entwickelt, der andere aber gewissermassen zurückbleibt, so kann dies ein langsames Auseinanderleben der Paare zur Konsequenz haben. Hinzu kommt die gefühlte Vernachlässigung der Beziehung, bedingt durch Arbeitsbelastung und Reisetätigkeit, weil wichtige Paar-Zeit nicht mehr priorisiert wird. Aber auch durch die ständige Versuchung, denen Prominente ausgesetzt sind ist eine erhebliche Herausforderung. Wer sich in herausragender Stellung befindet und auch noch in den Medien Beachtung findet wird zwangsläufig auf Menschen treffen, die ihm Beziehungsangebote, also schöne Augen machen. Dies bleibt dem Partner nicht verborgen und resultiert früher oder später in Misstrauen und Eifersucht. Der unumgängliche Kontakt des Prominenten mit anderen profilierten Persönlichkeiten produziert beim Partner obendrein häufig die Vorstellung, im Vergleich selbst nicht mehr zu genügen. Hier ist es hilfreich, wenn beide Partner frühzeitig einen Prozess der Besinnung einleiten, sinnvollerweise mit Hilfe eines Experten, um gemeinsame Potentiale zu erkennen und um vergangene Intimität wiedererlangen zu können. Wer es vermag den anderen „mitzuziehen“ hat gewonnen.
Promis sind ständig unterwegs, vor welche Herausforderungen stellt das eine Beziehung?
Die oben schon erwähnte mögliche Entfremdung der Partner durch zahlreiche Abwesenheitstage ist nur eine der Herausforderungen, denen eine Partnerschaft ausgesetzt ist. Der ständige Aufenthalt in Hotels kann durchaus auch zu ausgeprägten Sehnsuchtsgefühlen und Einsamkeit führen – und zwar auf beiden Seiten. Während dem Prominenten die Ablenkung erleichtern mag, so ersetzt diese doch nicht das Bedürfnis nach gewohnter Umgebung und häuslichem Behagen. Insbesondere wenn kleine Kinder existieren kann ständiges Verreisen als schmerzhaft empfunden werden, weil manche Entwicklungsschritte der Kinder teilweise unwiederbringlich versäumt werden. Wochenenden können sich unter diesen Umständen sogar besonders problematisch gestalten. Der Prominente sucht zu Hause womöglich Ruhe und Erholung, der zu Hause gebliebene Partner dagegen Entlastung oder Anregung. Immer wieder werden die Heimkehrer geradezu auch als Störenfriede wahrgenommen. In diesem Fall ist es sinnvoll zu erlernen, wie Paare konfliktarm einen Interessensausgleich herbeiführen können.
Schliesslich stellt auch das „Kopfkino“ des heimgebliebenen Partners, der sich bisweilen schillernd ausmalt, was auf einer Reise alles passieren könnte die Beziehung nicht selten vor unberechtigte Herausforderungen.
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Welche Rolle spielt Neid in einer Promi-Beziehung?
Neid ist eine natürliche und weitverbreitete Empfindung des Menschen, auch wenn sie keineswegs hilfreich und nützlich ist. Wer Neid empfindet sieht sich selbst automatisch im Mangel, was wiederum eher demotivierend als anspornend wirkt. Wer mit einem Prominenten lebt hat die Chance, aus dieser Beziehung auch persönlichen Profit zu ziehen – oder eben nicht. Möglicher Neid findet seinen Ausdruck dann in Kritik, schlechter Laune und Nörgelei. Gerade wenn die Beziehung ausgeglichen an den Start ging und sich nun einer als benachteiligt sieht. Die Lösung liegt dann übrigens oft in mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung, sowie der (Selbst-)Erlaubnis, sich fortan mehr um sich selbst kümmern und seine Interessen ebenfalls mehr in den Vordergrund stellen zu dürfen.
Schwierig kann es sein wenn beide Partner in der gleichen Branche arbeiten und dann unterschiedlich erfolgreich sind. Nicht bei jedem Schauspielerpaar läuft es beruflich so ausgeglichen wie bei Brad Pitt und Angelina Jolie. Und da kann es schon mal weh tun, wenn einer die bedeutenderen Rollen erhält. Letztlich entscheidet jedoch die Haltung der beiden Partner: bindet der prominentere den Partner so gut als möglich mit ein und gibt ihm womöglich zusätzlich das Gefühl, sein Erfolg sei zudem auch teilweise dessen Verdienst, so wird der Neid verblassen. Umgekehrt kann der andere auch Stolz empfinden und sich im Glanz seines Partners durchaus auch sonnen. Das ist doch viel sinnvoller als neidisch zu sein.
Auf Promi-Paaren ruht das Auge der Öffentlichkeit. Wie wirkt sich das auf eine Partnerschaft aus?
Die ständige Beachtung von Prominenten durch die Öffentlichkeit ist sicherlich Segen und Fluch zugleich. Eine der grössten Herausforderungen ist dabei die Tatsache, dass kaum etwas verborgen bleibt. Wird der Prominente zusammen mit einem anderen Menschen fotografiert sind Spekulationen Tür und Tor geöffnet – nicht nur auf Seiten der Öffentlichkeit sondern möglicherweise auch beim eigenen Partner. So kommt es leicht zu Missverständnissen und Unterstellungen. Ausserdem: Die zusätzliche Freiheit, die eine prominente Stellung in Form von Privilegien verschaffen kann findet schnell ihre Grenzen bei der eingeschränkten Bewegungsfreiheit. Wer die für Beziehungen so wichtige Zweisamkeit nicht mehr leben kann weil der Besuch eines Restaurants oder Urlaubsortes zu einem öffentlichen Ereignis wird, kann die Partnerschaft nicht so leicht und unbeschwert pflegen, wie andere Menschen dies können. Auch Bodyguards können durchaus liebestötend wirken. Als Prince Philipp, der Ehemann der Queen im Jahr 2004 von seinem Biographen gefragt wurde ob er einmal eine Affäre hatte, antwortete er: „Wie hätte ich das anstellen sollen? Seit 1947 folgt mir Tag und Nacht ein Sicherheitsbeamter!“. Das ist aber auch für die Partner nicht wirklich erotisch. Auf der anderen Seite stellt aber die Angst vor Gewalt und Entführung bei Prominenten und ihren Partnern ebenfalls eine Belastung dar.
Was zehrt Ihrer Meinung nach am stärksten an Promi-Beziehungen?
Wir haben in unserer Praxis bei Prominenten oftmals mit diesen vier Themen zu tun: die einseitige Entwicklung eines Partners, das Zurückstecken für den Anderen, die mangelnde Zweisamkeit durch Zeitmangel sowie auch die Versuchungen für mögliche Fremdgänge.
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Welches sind die gängigsten Trennungsgründe in Promi-Beziehungen? Was vermuten Sie, steckt hinter den häufigen „unüberbrückbaren Differenzen“?
Die Gründe für Trennungen bei Promi-Beziehungen sind durchweg vergleichbar mit denen anderer Beziehungen auch. Vier der klassischen Gründe habe ich ja eben erwähnt. Unterschiedliche Lebensentwürfe kommen hinzu. Vor der üblichen Falle, nämlich der Fokus auf die trennenden Differenzen anstatt auf die wohltuenden Gemeinsamkeiten, welche beide einmal zusammengeführt haben, sind auch Prominente nicht gefeit. Allerdings dürfte die Scheidungsrate bei Prominenten deutlich höher liegen als beim Durchschnitt. Dies mag unter anderem auch daran liegen, dass sich neue Partner für Prominente leichter finden lassen als normal üblich. Desweiteren kommt hinzu: Gewöhnt sich der prominente Partner aufgrund seiner Position vielleicht zunehmend daran, immer das zu bekommen was er will, so kann sich daraus eine Egozentriertheit entwickeln, welche für den Partner dann irgendwann zu einer „unüberbrückbaren Differenz“ wird.
Warum verlieben sich Prominente häufig in andere Prominente?
Gelegenheit macht Liebe. So erscheint es vielen zumindest. Aber ein Grund dafür ist ja auch ganz logisch: Wer Promi ist arbeitet wahrscheinlich auch mit vielen anderen Promis zusammen. Und wer auch noch den gleichen Beruf ausübt hat häufig auch ein hohes Mass an übereinstimmenden Interessen. So fühlt man Augenhöhe und Verständnis für einander was die beruflichen Umstände betrifft. Aber ein Vergleich zur Normalbevölkerung scheint dennoch angebracht. Auch Krankenhaus-Ärzte tendieren z.B. statistisch dazu, untereinander zu heiraten, Kollegen-Ehen sind gleichermassen in der Wirtschaft üblich. Nur fällt es bei Prominenten mehr auf, weil über sie berichtet wird und über die anderen nicht.
Ein beachtlicher Aspekt kann übrigens auch finanzieller Art sein: Wer reich ist bindet sich womöglich lieber an einen gleichfalls finanziell Unabhängigen. So wird es wahrscheinlicher, dass nicht das Geld der eigentliche Bindungsgrund war. Und zudem braucht man sich im Falle einer Trennung nicht ausgenommen zu fühlen.
Altersunterschiede bei Promipaaren sind häufig. Warum?
Geld macht sexy, Ruhm auch. Die wenigsten Menschen können sich der Anziehungskraft von Reichtum und Berühmtheit gänzlich entziehen. Deshalb gelten Prominente eindeutig als attraktiver als andere. Altersunterschiede spielen dann eine geringere Rolle als sonst. Und junge Partner helfen ja auch dabei, sich selbst ebenfalls jung zu fühlen.
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